Montag, 10. November 2014

Anastasia Michailowna - Schwerins ungeliebte Großherzogin


Von den vielen russischen Großfürstinnen die in die deutschen Königreiche und Fürstentümer einheirateten, war Anastasia Michailowna wohl die unbeliebteste. Im Gegensatz zur Großfürstin Helena Pawlowna von Russland (1784–1803), Tochter von Zar Paul I. und spätere Erbprinzessin von Mecklenburg-Schwerin, die die Herzen der Mecklenburg-Schweriner im Sturm eroberte und nach ihrem frühem Tode sehr betrauert wurde, war Anastasia Michailowna regelrecht verhasst.

Großfürstin Anastasia Michailowna von Russland wurde am 28. Juli 1860 in Peterhof geboren. Sie war die einzige Tochter von Großfürst Michail Nikolajewitsch (1832–1909) und dessen Ehefrau Prinzessin Cäcilie von Baden (1839–1891), die nach dem Übertritt zur Orthodoxen Kirche den Namen Olga Feodorowna trug. Anastasia hatte sechs Brüder: Nikolai Michailowitsch (1859–1919), Michail Michailowitsch (1861–1929), Georgi Michailowitsch (1863-1919), Alexander Michailowitsch (1866–1933), Sergej Michailowitsch (1869–1918) und Alexej Michailowitsch (1875–1895).

Großfürstin Anastasia Michailowna wurde am 24. Januar 1879 in Sankt Petersburg mit Erbprinz Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwein (1851–1897) vermählt. Die Ehe hatte Großfürstin Marie Pawlowna, die Schwester des Bräutigams vermittelt, die nach Russland geheiratet hatte. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Herzogin Alexandrine (1879–1952), Gattin von König Christian X. von Dänemark, Großherzog Friedrich Franz IV. (1882–1945) und Herzogin Cecilie (1886–1954), die die letzte Kronprinzessin von Preußen wurde.

Obwohl Anastasia Michailowna die Tochter einer deutschen Prinzessin war, und auch die Mehrheit der Romanows deutschstämmig war, zeigte die neue Erbprinzessin eine Vorliebe für alles Französische. Was man ihr nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich von 1870/71 übel nahm. Auch die vielen Reisen von Anastasia und ihrem Ehemann, unter anderem nach Cannes, wo die großherzogliche Familie die Villa Wenden besaß, wurde ihr angelastet. Obwohl der schlechte Gesundheitszustand von Friedrich Franz Aufenthalte im wärmeren Klima notwendig machte. Anastasia schaffte es jedenfalls nie, sich nicht in ihrer neuen Heimat Schwerin beliebt zu machen.

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters am 15. April 1883 wurde Anastasia an der Seite ihres Gatten zur Großherzogin von Mecklenburg. Die Ehe zwischen dem Großherzogspaar war wohl trotz allem ganz gut. Anastasia Michailowna hatte bei ihrem Ehemann einen
Stein im Brett. Er zahlte auch ohne Murren ihre Spielschulden beim Casino in Monte Carlo.

Am 10. April 1897 kam Großherzog Friedrich Franz III. durch Suizid ums Leben. Er war von einem Balkongeländer gesprungen, und später an den Verletzungen die er dadurch erlitten hatte, verstorben. Die Mecklenburger glaubten diese Geschichte nicht - für sie war Anastasia Michailowna die Schuldige. Sie hatte ihren lästigen, kranken Gatten den Balkon runter geschubst und ermordet. Das man der Großherzogin sowas zutraute, zeigt das sie es in all den Jahren nicht verstanden hatte, die Bevölkerung günstig zu stimmen.

Mit nur 36 Jahren war Anastasia nun Witwe und ihr Sohn folgte als Großherzog Friedrich Franz IV. seinem Vater nach. Die Regentschaft für den noch minderjährigen führte sein Onkel Herzog Johann Albrecht. Auf eine Regentschaft von Großherzogin-Witwe Anastasia Michailowna wurde, auf Grund ihrer Unbeliebtheit in Mecklenburg wohlweislich verzichtet.

Anastasia trauerte nicht lange: Sie begann eine Beziehung mit ihrem Privatsekretär Wladimir Alexandrowitsch Paltow, die nicht ohne Folgen blieb. Mit
42 Jahren brachte sie ihren unehelicher Sohn Alexis Louis de Wenden (1902–1976) zur Welt. Kaiser Wilhelm II. konnte Anastasia Michailowna nicht ausstehen, obwohl sein ältester Sohn und Erbe ihre Tochter Cecilie geheiratet hatte, musste sie sich vom Berliner Hof fernhalten.

Die letzten Lebensjahre von Anastasia wurden vom Ersten Weltkrieg und der Russischen Revolution verdunkelt. Während des Krieges wohnte sie in der
Schweiz. Drei ihrer Brüder wurden von den Kommunisten ermordet. Der Fall des Deutschen Kaiserreichs bedeutete das zwei ihrer Kinder ihre Throne verloren, nur Alexandrine konnte als dänische Königin ihre Krone behalten.

Mit 61 Jahren erlitt Großherzogin-Witwe Anastasia Michailowna einen Schlaganfall und starb im französischen Èze, wo sie seit dem Ende des Krieges gewohnt hatte. Ihre Grabstätte ist das Helenen-Paulownen-Mausoleum im Park von Schloss Ludwigslust.

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